Ich will ehrlich sein: Ich hab’s verkackt. Richtig verkackt. Nicht ein bisschen. Nicht „Ups, das war jetzt doof“. Sondern auf eine Weise, die alles verändert hat. Für immer.
Es war ein normaler Abend. Ich war gestresst, müde, der Tag lief beschissen. Mein Hund – ein sensibler, junger Rüde – war völlig aufgedreht. Er wollte spielen, bellen, jagen. Ich wollte Ruhe. Nur zehn Minuten Ruhe. Mehr nicht.
Dann passierte es. Ich machte die Terrassentür auf, nur einen Spalt – und er nutzte die Chance. Rannte raus. Volle Kanne. Ohne Leine, ohne Verstand, direkt in die Dunkelheit. Ich rannte hinterher, barfuss, fluchend, voller Adrenalin. Nichts. Keine Spur. Ich schrie seinen Namen. Immer wieder. Immer lauter.
Nach fünf Minuten kam er zurück. Hechelnd, voller Dreck, schwanzwedelnd. Als wäre nichts passiert. Und dann – dann hab ich ihn angeschrien. Nicht einfach gerügt. Ich hab gebrüllt. Aus voller Kehle. Aus Wut. Aus Angst. Aus Kontrollverlust. Ich hab ihm Dinge zugeschrien, die kein Hund je hören sollte.
Er zuckte zusammen. Blick gesenkt. Körper geduckt. Als würde er verstehen. Und genau das hat es noch schlimmer gemacht. Ich hab ihn zerbrochen. Mit meiner Stimme. Mit meinem Fehler. Und ich konnte es nicht rückgängig machen.
Seit diesem Tag ist nichts mehr wie vorher. Er beobachtet mich anders. Reagiert langsamer. Kommt zögerlicher. Die Unbeschwertheit ist weg. Ich hab sie ihm genommen – für ein paar Sekunden „Abreagieren“. Und ich hasse mich dafür.
Ich weiss, was jetzt viele denken: „Ja, sowas passiert halt mal.“ Oder: „Er vergisst das wieder.“ Nein. Nicht jeder Hund vergisst. Und meiner vergisst nicht. Er hat’s gespeichert. Ich seh’s jeden Tag. Ich hab aus Angst gehandelt – und Angst zerstört Bindung. Es war kein Erziehungsfehler. Es war ein Vertrauensbruch.
Was hätte ich tun sollen? Atmen. Nichts sagen. Ihn anleinen. Fertig. Stattdessen hab ich ihn angeschrien wie einen Feind. Und das, obwohl er zurückkam. Obwohl er mir vertraut hat. Ich hab ihn dafür bestraft, dass er wiederkam. Klingt krank, oder? War’s auch.
Ich arbeite daran. Jeden Tag. Mit neuen Ritualen, Nähe, Ruhe. Aber das Vertrauen, das einmal gebrochen ist – das kommt nicht einfach zurück. Und wenn du denkst, „So schlimm ist das doch nicht“ – dann hast du sowas noch nicht erlebt.
Deshalb sag ich’s so laut wie möglich: Brüll deinen Hund nicht an. Niemals. Nicht mal „ausnahmsweise“. Nicht mal „nur einmal“. Es ändert mehr, als du denkst – und zwar nicht im Guten.
Was war dein grösster Fehler mit deinem Hund? Schreib’s in die Kommentare – auch wenn’s wehtut. Vielleicht liest es jemand, dem du damit genau in dem Moment das Herz rettest.